Digitaler Probenbetrieb im Musikverein
Ein Konzept von Alfredo Mendieta.
Im Laufe der Pandemie und der damit untersagten Präsenzproben, wünschten sich meine Musiker eine Möglichkeit gemeinsam proben zu können. Um ihnen dies zu ermöglichen, erarbeitete ich ein Konzept für einen digitalen Probenbetrieb. Dabei habe ich versucht die positiven Aspekte der Corona‐Pandemie zu erörtern und Sätzen wie „Onlineproben funktionieren nicht“ oder „wir können nicht proben“ ein Ende zu bereiten. Was wir deshalb brauchen sind neue Ideen und Ansätze!
Das nun vorliegende Konzept für den digitalen Probenbetrieb habe ich bereits vor einiger Zeit erarbeitet und bereits an mehreren Musikvereinen erfolgreich erprobt. Dabei probe ich jeweils 30 Minuten mit den einzelnen Registern des Orchesters über Skype. Die Registerproben finden hierbei im Wechsel sta , um möglichst allen Registern eine Probe anbieten zu können. Somit können mit der „regulären Probenzeit“ von zwei Stunden bis zu vier Registerproben pro Woche durchgeführt werden. Hat der Dirigent mehr Zeit, können auch deutlich mehr Proben sta inden.
Bei einer digital stattindenden Probe über Skype teilt der Dirigent zunächst das zu probende Stück mit und wählt einen Musiker aus, der als „Vorspieler“ dient. Die restlichen Musiker schalten nun ihr Mikrophon stumm. Während der Dirigent das Stück „dirigiert“, spielen alle Musiker mit, wobei sie nur den Vorspieler und Dirigenten hören. Im Verlauf der Probe wird dabei immer wieder der Vorspieler gewechselt. Dieses Prozedere erlaubt ein Gefühl des gemeinsamen Musizierens, trotz der Latenz.
Mit dieser Arbeitsweise habe ich erreicht, dass jeder Musiker mindestens einmal als Vorspieler aktiv eingebunden ist. In normalen Proben trauten sich manche nicht alleine zu spielen bzw. möchten es nicht. Nun beobachte ich, dass die anfängliche Hemmung bzw. Angst alleine vorspielen zu müssen verschwunden ist. Es ist für alle Musiker schön auf einmal im Mi elpunkt zu sein. (ich bin jetzt Vorspieler; ich bin auch wichtig, obwohl ich die dritte Klarinette spiele oder Bassklarinette, Tube, etc. spiele) Wir sind alle froh dabei zu sein. Wir lachen, üben, vergessen für einen Augenblick Corona und träumen uns in die Welt der Musik. Wir haben nicht aufgehört Musiker zu sein. Wir haben nicht
aufgehört Musik zu machen. Wir haben uns der aktuellen Lage angepasst und nach einiger Zeit und vielen erfolgreichen Onlineproben, kam sogar seitens der Musiker der Wunsch, die Probenzeit von 30 auf 45 Minuten zu erhöhen.
Mein Rat an alle:
- Probt Stücke bei denen möglichst viele Register zusammen im „Block“ spielen können. Hierbei empfiehlt es sich Stücke mit relativ wenig „Pausen“ zu wählen um die Spielfreude aufrechtzuerhalten.
- Versucht über längere Strecken durchzukommen. Bei schwierigen bzw. rhythmischen Abschnitten (ca. 1‐2 Takte) dranbleiben und die Stellen wiederholen. Dabei den Vorspieler immer wieder wechseln und so für Abwechslung sorgen.
- Bei Spielern mit technischen Schwierigkeiten, das Tempo soweit drosseln bis es spielbar ist.
Nicht vergessen: Am Ende der Probe sollen ALLE glücklich und motiviert sein!
Wir müssen uns die Frage stellen, was an dieser Situa on positiv und fördernd ist und wie wir das Beste daraus machen können. Im Verlauf der Onlineproben habe ich damals meine Musiker gefragt ob Corona auch eine positive Seite hat. Sie haben lange überlegt und konnten keine Antwort finden. Ich antwortete ihnen mit „JA!, es gibt etwas Positives“. Ein digitaler Probenbetrieb ermöglicht mir teilweise einen intensiveren Kontakt zu den Musikern. Ich merke wie wichtig ihnen das Musizieren ist und erkenne es in den Proben auch durch die glücklichen Gesichter. Es sollte daher das oberste Ziel eines Dirigenten sein in den Onlineproben positive Energien zu verbreiten.
Ansprechperson:
Alfredo Mendieta
Team Verbandsdirigent
Elsässer Straße 87
79110 Freiburg im Breisgau
Tel.: 0 761 – 28 34 41
Mobil: 0 152 – 01 79 48 07